

Plötzlich aufziehende Stürme, Temperaturanstiege, veränderte Strömungen: Seglerinnen und Segler bekommen den Klimawandel hautnah zu spüren. Sie reisen emissionsarm und sind oft besonders umweltbewusst unterwegs. Aber auch abgesehen von ihrem individuellen Verhalten können sie einen wichtigen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit leisten.

Über weite Strecken nutzen sie allein den Wind, um vorwärts zu kommen: Seglerinnen und Segler sind emissionsarm und daher im Vergleich zu anderen Reisenden umweltschonend unterwegs. Nur ab und zu kommt ein Hilfsmotor zum Einsatz – etwa wenn eine unerwartete Flaute herrscht oder ein Hafen durchfahren wird. Segelschiffe verbrauchen wenig Energie und setzen somit kaum schädliche Emissionen frei. Der CO2-Abdruck ist beim Segeln wesentlich geringer als bei vielen anderen Arten des Reisens.
Aber auch Segeln ist nicht klimaneutral, jedenfalls noch nicht: Für die Herstellung und Wartung von Segelschiffen werden Materialien benötigt – Metalle wie Stahl und Aluminium zum Beispiel, aber auch Holz und Kunststoffe.
Auch die Infrastruktur rund ums Segeln verbraucht Ressourcen, vom Bau und Betrieb von Hafenanlagen bis zur Organisation von Segelreisen und Regatten. Nicht zuletzt besteht die Gefahr, dass beim Segeln Plastikmüll ins Wasser gelangt – und den Lebensraum von Tieren und Pflanzen schädigt.
Dennoch: Hier erfährst du, welche Rolle Seglerinnen und Segler spielen, um jetzt und in Zukunft nachhaltiger unterwegs zu sein.
Gerade viele Seglerinnen und Segler sind immer wieder fasziniert von der Schönheit der Meere – und diese Naturverbundenheit ist eine große Chance: Ihre Nähe und Liebe zur Natur, ihre Begeisterung für die Ozeane, lässt sie oft besonders umweltbewusst handeln. Viele sind aus eigenem Antrieb oder durch Aufklärungskampagnen sensibilisiert für den Schutz der Meere.
Sie wissen, dass sie durch ihr eigenes Verhalten zum Klima- und Umweltschutz beitragen können – zum Beispiel indem sie Wasser sparen, Müll vermeiden und richtig entsorgen, ihr Boot mit umweltfreundlichen Mitteln pflegen und dessen Lebensdauer durch sorgfältige Wartung verlängern. Auch achten umweltbewusste Segler darauf, dass sie wenig und wenn möglichst umweltschonend ankern, also auf sandigem Boden, um keine Unterwasserpflanzen zu beschädigen.
Hinzu kommt: Seglerinnen und Segler erfassen die Auswirkungen des Klimawandels oft besonders gut, weil sie – im wahrsten Sinne des Wortes – immer wieder neue Horizonte ansteuern und globale Zusammenhänge verstehen.
Auch Segelverbände und Wettbewerbsveranstalter haben längst ihren Kurs Richtung Klimaneutralität gesetzt. So erklärt der Veranstalter der Weltumseglung „Clipper Round The World Race“, das Unternehmen Clipper Ventures, auf seiner Homepage, bestrebt zu sein, die Welt mit einem minimalen Fußabdruck zu bereisen. „Das Clipper Race sieht naturgemäß aus erster Hand, welche schädlichen Auswirkungen die moderne Welt auf die Weltmeere und ihr Meeresleben hat“, heißt es. „Clipper“ möchte „zur Verbesserung der esundheit unseres Planeten beitragen und in eine nachhaltige Zukunft investieren.“
Konkret bedeutet das: „Clipper“ achtet nach eigenen Angaben beim Bau seiner Yachten darauf, dass die Materialien am Ende ihrer Lebensdauer wiederverwendet oder recycelt werden können. Der Einsatz von Einwegkunststoffen soll reduziert werden. Auch sollen nur umweltfreundliche Reinigungsprodukte verwendet werden. Neben diesen Schritten will „Clipper“ technologische Fortschritte und Veränderungen, die für die Branche eine Rolle spielen, „antizipieren und darauf reagieren“, um auch in Zukunft die Relevanz seiner Nachhaltigkeitsziele sicherstellen zu können.
Im Segelsport gibt es weitere nationale und internationale Initiativen, die sich für den Schutz der Ozeane und ein möglichst umweltschonendes Segeln einsetzen. So ruft zum Beispiel der deutsche Segler-Verband (DSV) im Zusammenschluss mit weiteren Wassersport- und Naturschutzverbänden zur Müllvermeidung in und an Gewässern auf. Sie fordern Seglerinnen und Segler dazu auf, unter www.gewaesserretter.de Verschmutzungen zu melden und Reinigungsaktionen zu planen.
Bereits seit 1980 gibt es die „10 Goldenen Regeln für das Verhalten von Wassersportlern in der Natur“.
Darüber hinaus entwickelte der DSV die „10 Grünen Regeln für Regattaveranstalter“, die einen möglichst nachhaltigen Ablauf von Regatten gewährleisten sollen.
Auch die Deutsche Segel-Bundesliga hat sich einer Nachhaltigkeitskampagne angeschlossen. Sie beteiligt sich an der Initiative „Klar zur Wende“, die von der Segel-Weltmeisterin und Olympia-Teilnehmerin Kathrin Adlkofer ins Leben gerufen wurde. Ein internationales Netzwerk für den Schutz der Ozeane sind zum Beispiel die „Sailors of the Sea“, die bereits 2004 von zwei Seglern gegründet wurden.
Viele Segelverbände sehen sich somit auch als Botschafter für mehr Nachhaltigkeit. Das oft positive Image des Segelsports – viele Menschen verbinden das Segeln mit einem Gefühl von Freiheit, mit Abenteuerlust und Teamgeist – wollen die Verbände für den Kampf gegen den Klimawandel nutzen.
Zum positiven Image des Segelsports hat in den vergangenen Jahren in Deutschland vor allem der Segler Boris Herrmann, der auch Klimaaktivistin Greta Thunberg emissionsarm zum Uno-Klimagipfel brachte, beigetragen. Er hat Segelfans und andere Abenteuerlustige durch seine aufsehenerregende Teilnahme bei der Regatta Vendée Globe – inklusive Bootskollision und dramatischem Schlusssprint – in Atem gehalten.
Aber nicht nur das. Was viele nicht wissen: Auch Wissenschaftler verfolgten die Regatta mit großer Spannung.
Denn: An Bord seiner Yacht „Seaexplorer“ hatte Boris Herrmann ein Messgerät, das Daten zum CO2-Gehalt, zur Temperatur und zum Salzgehalt des Wassers aufzeichnete. Diese Daten gingen nach der Vendée Globe an Klimaforscher des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel und das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg.
Somit sind die Regatten, die einerseits wegen des Einsatzes vieler Ressourcen in der Kritik stehen, auch eine große Chance für die Klimaforschung: Die Segelschiffe, die oft auch durch wenig befahrene Gewässer kommen, können wie im Fall der „Seaexplorer“ große Datenmengen liefern.
Segelreisen sind im Vergleich zu anderen Arten des Reisens emissionsarm. Aber, wie die Initiativen und die Bemühungen einzelner Seglerinnen und Segler zeigen, ist der Sport auch darüber hinaus wegweisend, zum Beispiel bei der Verwendung innovativer Technologien. So können auf Segelschiffen alternative Energiequellen wie Solarpaneele, Windturbinen und Wasserkraftgeneratoren zum Einsatz kommen.
Für Aussehen sorgte der Ingenieur Correntin de Chatelperron, der beim Bau seines Segelkatamarans Glasfasern durch natürliche Fasern ersetzte. Mit seiner „Nomade des Mers“ stach er in See, um überall auf der Welt weitere Erfindungen zu sammeln, die nachhaltiges Leben fördern.
Beispiele wie diese zeigen, dass Seglerinnen und Segler einen nicht unerheblichen Beitrag dazu leisten können, die CO2-Emissionen zu senken. Mit vielen Ideen, Projekten und Kampagnen weisen sie wie ein Kompass den Weg in die Zukunft und können Vorbilder für andere sein.