

Als Segler genieße ich die Schönheit der Meere aus nächster Nähe. Ich bin mitten in der Natur und beobachte immer wieder Tiere.
Delfine sind auf meiner Weltumseglung ständige Begleiter. Ich entdecke Wale, Orcas zum Beispiel, unendlich viele Vögel, die über dem Wasser fliegen, und immer wieder Delfine.
Ich beobachte traumhafte Sonnenuntergänge. Ich erlebe stürmische Tage und richtige Abenteuer. Aber ich sehe auch, wie sich die Meere verändern.
Welche Auswirkungen haben Verschmutzung und Klimawandel auf die Ozeane?
Wie lange dauert es, bis Müll im Meer sich zersetzt?
Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um den Schutz der Meere.
Egal, ob wir in Meeresnähe leben oder nicht: Die Ozeane spielen in unserem Leben eine wichtige Rolle.
Sie sind die Grundlage unseres Lebens. Die Weltmeere bedecken über 70 Prozent der Erdoberfläche. Allein der Pazifik als größter Ozean hat daran einen Anteil von 33 Prozent.
Eine riesige Bedeutung haben die Weltmeere für das ökologische Gleichgewicht der Erde und damit für das Wohlergehen von uns Menschen, Tieren und Pflanzen.
Denn: Nicht nur Bäume produzieren Sauerstoff.
Auch das Meer ist ein wichtiger Sauerstofflieferant. Für seine Produktion sind im Wasser mikroskopisch kleine Algen und photosynthetische Bakterien verantwortlich. Hinzu kommt, dass die Ozeane in ihren Tiefen enorme Mengen an klimaschädlichem Kohlendioxid lagern, das sie aus der Erdatmosphäre aufgenommen haben. Auch in dieser Hinsicht wirken die Weltmeere klimaregulierend – den Klimawandel werden sie aber nicht stoppen können.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Bedeutung der Fischerei für uns Menschen. In Entwicklungs- und Schwellenländern deckt ein großer Teil der Bevölkerung seinen Eiweißbedarf durch Fisch.

Die Verschmutzung der Meere ist ein großes Problem. Drei Viertel des Mülls im Wasser besteht aus Kunstoffen. Jährlich landen zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen. Die meisten der im Wasser treibenden Abfälle sinken auf den Meeresboden, sodass das wahre Ausmaß der Verschmutzung für uns verborgen bleibt. Ein Teil der Abfälle wird am Strand angespült, ein weiterer landet im Magen von Tieren. Insgesamt sollen bisher schätzungsweise zwischen 86 und 150 Millionen Tonnen Plastik ins Meer gelangt sein. Das Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven weist jedoch darauf hin, dass die Plastik-Gesamtmenge schwer zu berechnen ist, weil der Müll immer nur punktuell zu erfassen sei und aus vielen verschiedenen Quellen stamme.
Im Meer und an Stränden ist so ziemlich alles zu finden, was Menschen benutzen: Tüten, Rasierer, Feuerzeuge, Zigarettenkippen, Plastikflaschen. Nach einem Bericht der Organisation Ocean Conservancy entstand 2021 der mit Abstand größte Anteil des Mülls an deutschen Küsten durch Zigarettenstummel.
Auch Essensverpackungen und Tüten wurden besonders häufig eingesammelt.
Außerdem gelangt viel Mikroplastik in die Meere – darunter versteht man zum Beispiel Abrieb von Autoreifen, Kunststoffpartikel von Textilien oder auch Kunststoffpartikel, die sich in Kosmetikprodukten wie Hautcremes und Duschgels befinden. Auch beim Zerfall von größerem Plastikmüll wie PET-Flaschen entsteht zunächst einmal Mikroplastik.
Eine weitere Müllquelle sind Materialien aus dem Fischfang, allen voran Fischernetze, die über Bord gehen. Die Angaben über ihren Anteil am Gesamtmüll variieren. Laut WWF stammen rund 20 Prozent der Abfälle vom Meer, 80 Prozent entstehen an Land. Nach einer Einschätzung des Alfred-Wegener-Instituts haben die Abfälle, die über Bord gehen, in den vergangenen Jahren abgenommen.
Eine besonders hohe Konzentration an Plastikmüll sammelt sich in den sogenannten Garbage Patches, Müllflecken.
Das sind große, kreisende Meeresströmungen, die den Müll geradezu einfangen. Durch die strudelnden Bewegungen gelangt der Müll immer tiefer in die Zentren dieser Strömungen.
Garbage Patches gibt es im Pazifik, Atlantik und Indischen Ozean. Besonders bekannt ist der Great Pacific Garbage Patch, ein gigantischer Müllstrudel zwischen Kalifornien und Hawaii.

Einmal ins Wasser gelangt, währt der Müll ewig im Ozean. Vor allem manche Plastikabfälle überdauern locker ein Menschenleben. Nach Zahlen des Deutschen Naturschutzbunds (Nabu) dauert es zehn bis 20 Jahre, bis eine Plastiktüte im Wasser zerfallen ist. Bei einer Plastikflasche kann man mit bis zu 450 Jahren rechnen, bis sie völlig zersetzt ist, und bei Angelschnüren, die heute ebenfalls meistens aus Kunststoff gefertigt sind, bis zu 600 Jahre.
Eine Glasflasche braucht, wie die Grafik zeigt, eine Million Jahre, eine
Ewigkeit. Zum Vergleich: Bei Zigarettenkippen dauert es „nur“ ein bis fünf Jahre, Orangen- und Bananenschalen zersetzen innerhalb von zwei bis fünf Wochen. Glas und Plastik im Meer sind so also gut wie unvergänglich.
Eine unmittelbare Gefahr stellt das Plastik für Tiere da. Seevögel zum Beispiel verwechseln die Plastikteile oft mit Nahrung. So kommt es, dass Vögel, aber auch Schildkröten oder Wale an dem gefressenen Müll verenden. Laut WWF ersticken sie, bekommen tödliche Verstopfungen oder verhungern mit vollem Bauch.
Eine zweite große Gefahr für Meerestiere sind Fischernetze, die verloren gegangen sind und im Wasser treiben. In ihnen verfangen sich Fische und Meeressäuger.
Da sie es nicht immer schaffen, sich wieder freizuschwimmen, sterben viele von ihnen in den Netzen. Außerdem können die Netze in Korallenriffen Schäden anrichten.
Auch für uns Menschen bergen die Plastikteile im Meer ein Risiko. Fische und Muscheln nehmen Mikroplastik und damit auch oft Giftstoffe durch ihre Nahrung und das Meereswasser auf.
Mit den Meeresfrüchten gelangen sie in die Nahrungskette des Menschen – einfach gesagt: Sie landen auf unseren Tellern.
Nicht unmittelbar eine Gefahr für Menschen, aber doch unerfreulich ist die Verschmutzung der Küsten, die mit dem Plastikproblem einhergeht: In vielen Badeorten müssen die Strände regelmäßig von angetriebenen Plastikflaschen, Tüten und weiterem Müll befreit werden.

Dass die Verschmutzung der Ozeane ein riesiges Problem ist, wurde mittlerweile erkannt.
Zahlreiche Umweltschutzorganisationen engagieren sich im Kampf gegen den Plastikmüll. Viele Länder verfolgen nationale Aktionspläne zur Müllbekämpfung.
Auch gibt es internationale Bestrebungen, den Müll in den Meeren zu verringern.
So sind in der Europäischen Union seit Juli 2021 Einweg-Plastik-Produkte wie Coffee-to-go-Becher, Strohhalme, Plastikbesteck und Wattestäbchen verboten. Diese Produkte landen besonders häufig im Meer. Auch Mikroplastik in Kosmetika wurde in der EU mittlerweile teilweise
verboten.
2023 verabschiedeten die Vereinten Nationen ein Hochseeabkommen, das vor allem einen Rechtsrahmen für die Einrichtung von Meeresschutzgebieten schaffen soll. Bisher war die Hohe See ein rechtsfreier Raum.
Nicht nur in der Politik und im Umweltschutz tut sich was. Auch die Forschung arbeitet daran, Plastik wieder aus dem Meer herauszubekommen und eine weitere Verschmutzung zu vermeiden.
Dazu untersuchen die Wissenschaftler nicht nur, woher der Plastikmüll stammt und wie er sich auf die Meeresumwelt und die Gesundheit der Lebewesen auswirkt. Sie entwickeln auch neue Technologien, um Plastikmüll in Meeren zu erfassen und schließlich aus dem Wasser entfernen zu können. Dafür wird
modernste Technik genutzt – so setzen zum Beispiel Forscher des Deutschen Forschungsinstituts für Künstliche Intelligenz (DFKI) bei der Dokumentation von Müll auf KI. Durch Künstliche Intelligenz könnten in Zukunft an mehr Orten und über größere Zeiträume hinweg immer mehr Daten über Art,
Menge und Größe des Abfalls gewonnen werden.
Die Verschmutzung durch Plastikmüll ist eines der drängendsten Probleme, aber bei weitem nicht das einzige.
Durch die Schifffahrt und insbesondere durch Unfälle und Ölkatastrophen gelangen weitere Schadstoffe ins Wasser.
Auch werden durch den Schiffsverkehr fremde Arten eingeschleppt, die das
ökologische Gleichgewicht der Gewässer stören. Ein großes Problem ist nach wie vor Überfischung.
Durch die unverhältnismäßige Beanspruchung von Fischbeständen leidet die Artenvielfalt – und nicht zuletzt der Mensch: Vor allem Menschen in Entwicklungsländern sind oft darauf angewiesen, sich durch Fischfang selbst zu versorgen.
Ausweg aus der Überfischung kann eine nachhaltige Fischerei sein, bei der darauf geachtet wird, dass Fischbestände sich weiter fortpflanzen und somit erhalten können. Auch der Abbau von Bodenschätzen aus dem Meer kann die Umwelt schädigen.
Wie zu Beginn beschrieben, spielen die Weltmeere eine wichtige Rolle in unserem Klimasystem.
Die Erderwärmung hat jedoch erhebliche Auswirkungen auf Temperatur, Sauerstoffgehalt und pH-Wert der Ozeane – die Klimakrise nimmt ihnen somit ihre klimaregulierenden Kräfte. So haben die Meere in den vergangenen Jahrzehnten bereits an Sauerstoff eingebüßt, in einigen Gebieten gibt es geradezu einen Sauerstoffmangel. Gleichzeitig nehmen die Ozeane immer mehr CO2 auf, was nach und nach zu einer Versauerung führt und Meereslebewesen schaden kann. Eine traurige Folge schon jetzt: Ein großer Teil der Korallenriffe ist weltweit von der Korallenbleiche, ihrem langsamen Absterben, betroffen.
Umweltschutzorganisationen warnen vor dem völligen Aussterben der Riffe. Durch die steigenden Wassertemperaturen leiden auch Fische, Delfine und Wale. Für sie verschieben sich Fressgebiete beziehungsweise sie müssen nach neuen Lebensräumen suchen.
Außerdem steigt durch den Klimawandel der Meeresspiegel an – und das wird in Zukunft den Bewohnern von Küsten und Inseln zu schaffen machen. Sie werden von mehr extremen Wetterereignissen wie Stürmen und Überflutungen betroffen sein.
Quellen für diesen Text waren vor allem der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), der World Wildife Fund for Nature (WWF), das Umweltbundesamt, das Europäische Parlament, das Alfred-Wegener- Institut, die Statistik-Plattform Statista sowie die Heinrich-Böll-Stiftung.